Barbara-Schadeberg-Vorlesungen

Vorlesung 2022 Prof. Dr. Wolfgang Schareck

Barbara-Schadeberg-Vorlesungen 2025

20.-21.11.2025 in Nürnberg

Die Barbara-Schadeberg-Vorlesungen wurden zuerst im Jahr 2001 an der Universität Tübingen zum Thema „Zukunftsfähige Schule“ und danach im Abstand von zwei bzw. drei Jahren an unterschiedlichen Universitäten mit wechselnden Themen durchgeführt:

  • Universität Wien 2002: „Kirche – Bildung – Demokratie“
  • Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg 2004: „Schule und Diakonie“
  • Humboldt-Universität Berlin 2007: „Religious literacy und evangelische Schulen“
  • Universität Hildesheim 2010: „Aufwachsen in Würde. Impulse für das protestantische Bildungsverständnis“
  • Universität Erfurt 2013 „Evangelisch Profil zeigen im religiösen Wandel unserer Zeit. Impulse für das protestantische Bildungsverständnis“
  • Universität Bamberg 2016: „Evangelische Schulen und religiöse Bildung in der Weltgesellschaft“
  • Universität Münster  2019 „Pluralitätsfähigkeit evangelischer Schulen“
  • Universität Rostock 2022 „Religiöse Bildung und Digitalität“
  • Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg 2025 „Kinderrechte und Menschenrechtsbildung“

Die Vorlesungen werden regelmäßig in der Reihe „Schule in evangelischer Trägerschaft“ im Waxmann Verlag Münster veröffentlicht.

Sie richten sich an eine breitere Öffentlichkeit in Pädagogik, Theologie und Schulpraxis. Ihr Ziel ist die wissenschaftlich fundierte Grundlegung religiöser Bildung.

Im Bild (oben): Prof. Dr. Wolfgang Schareck, Universitätsrektor Rostock

Barbara-Schadeberg Vorlesungen

10.-11.11.2022 in Rostock

Die 9. Barbara-Schadeberg-Vorlesungen an der Universität Rostock mit dem Thema „Religion und Digitalität – Evangelische Schulen im digitalen Wandel“ wurden eröffnet durch die Grußworte des Rostocker Universitätsrektors Prof. Dr. Wolfgang Schareck, der Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt, dem Vorstandsvorsitzenden der Barbara-Schadeberg-Stiftung Prof. Dr. Martin Schreiner und der Rostocker Religionspädagogin Prof. Dr. Martina Kumlehn.

Prof Dr Wolfgang Schareck Universitaetsrektor
Prof. Dr. Wolfgang Schareck
Landesbischoefin Kristina Kuehnbaum-Schmidt
Kristina Kühnbaum-Schmidt
Prof Dr Martin Schreiner Vorstandsvorsitzender BSS
Prof. Dr. Martin Schreiner
Prof Dr Martina Kumlehn Religionspaedagogin
Prof. Dr. Martina Kumlehn
GRUSSWORTE ZUR ERÖFFNUNG DER BARBARA-SCHADEBERG-VORLESUNGEN

Der Rektor führte das Auditorium in die Geschichte seiner 1419 gegründeten Universität ein, erinnerte unter anderem an den Reformator David Chytraeus und erläuterte das Siegel der „Leuchte des Nordens“ mit den Inhalten „Traditio et Innovatio“ – Bewahrung und Erneuerung – sowie der lateinischen Inschrift „Scrutamini scripturas et discite a me, quod mitis sum et humilis corde“ – „Suchet in der Schrift (Joh 5,39) und lernet von mir; denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig (Mt 11, 29)“. Zu sehen ist in der Mitte Christus, der einem Scholaren die Bibel überreicht. Prof. Schareck erwähnt zudem die Inschrift über dem Eingangsportal „Doctrina multiplex, veritas una“ – „Viele Lehrmeinungen, aber nur eine Wahrheit“. Mit seinem Abschlussplädoyer, in Wahrhaftigkeit zu lehren und zu lernen, gibt er gleichsam einen trefflichen roten Faden der gesamten Vorlesungen vor.

 

Die Landesbischöfin ist ganz inspiriert von dem Motto der Barbara-Schadeberg-Stiftung „Wir fördern und beflügeln – aus gutem Grund“. Auch sie nimmt Bezug zu „Traditio et Innovatio“ und betont, dass zur protestantischen Kirche immer der Wandel dazugehörte. Wandel bedeute aber nicht nur digitaler Wandel, sondern auch Wandel der medialen Kultur. Bildung sei den Wandel zu gestalten. Sie erinnert an Johannes Bugenhagen, den Reformator des Nordens, und sein Engagement unter anderem für die Mädchenbildung. Religiöse Bildung sei stets die Förderung des Diskurses im öffentlichen Raum. Ausgehend vom Stiftungsmotto „Keiner für sich allein“ (1. Thess 5,11) deutet sie den Menschen als Beziehungswesen und bezieht sich auf Johann Amos Comenius Aussage „Schulen sind Werkstätten der Menschlichkeit“. Ethische Werte gehörten zu globalem Lernen dazu und Kinder hätten ein Recht auf Religion. Evangelische Schulen könnten in diesem Sinne auch kulturelle Anziehungspunkte sein. Abschließend plädiert auch sie für Wahrhaftigkeit.

 

Martin Schreiner heißt im Namen der Stiftungsgremien die Zuhörenden herzlich willkommen, gibt einen kurzen Überblick über die Entstehungsgeschichte, Ziele und Förderschwerpunkte der Stiftung und bedankt sich sehr bei seiner Rostocker Kollegin Prof. Dr. Martina Kumlehn und ihrem perfekten Team für die Gastfreundschaft in Rostock. Diese freut sich über die Ausrichtung der BS-VL 2022, erinnert an den vor 15 Jahren von der EKD-Schulstiftung geplanten Studiengang für Nachwuchskräfte an evangelischen Schulen und weist auf das Wahlmodul „Evangelische Schulen“ als besondere Schwerpunktsetzung im Magisterstudiengang an der Universität Rostock hin. Sie ist überzeugt, dass evangelische Schulen andere Akzente für weitreichende Transformationsprozesse setzen könnten.

Das Thema der Vorlesungen „Religion und Digitalität – Evangelische Schulen im digitalen Wandel“ wurde in vier Vorträgen von Prof. Dr. Andreas Spengler, Prof. Dr. Martina Kumlehn, Prof. Dr. Roland Rosenstock und Simon Luthe entfaltet.

Prof Dr Andreas Spengler - Barbara-Schadeberg-Vorlesung
Prof. Dr. Andreas Spengler
Prof Dr Martina Kumlehn Religionspaedagogin - Barbara-Schadeberg-Vorlesungen
Prof. Dr. Martina Kumlehn
Prof. Dr. Roland Rosenstock
Simon Luthe - Barbara-Schadeberg-Vorlesungen
Simon Luthe
VORTRÄGE

Im ersten Vortrag von Prof. Dr. Andreas Spengler von der Universität Rostock mit dem Titel „Medienpädagogische Herausforderungen der Digitalität“ plädiert dieser für die Förderung einer kulturell-ästhetischen Bildung, für ein Denken in Praktiken und eine Schulung der Wahrnehmung. Er sieht die Notwendigkeit einer Auseinandersetzung mit Digitalisierung als Diskursphänomen, beobachtet Prozesse der Massenkultivierung und tritt dafür ein, insbesondere die Inhaltsseite von Medien sowie das aktive Erfahren und gemeinsame Gestalten von (Lebens-)Welt zu beachten. In der Diskussion geht es um das Verhältnis von Technik und Praxis, um den Begriff des „Unbestimmten“ und um „Lebenskunst 2.0.“, um die Kompetenz des Alleinseins in einer Gesellschaft der Singularitäten und um das ambivalente Lebenskunstkonzept, das Erfahrungen von Scheitern und Ohnmacht einschließen sollte.

 

Im zweiten Vortrag von Prof. Dr. Martina Kumlehn von der Universität Rostock mit dem Titel „(Religiöse) Bildung und Profilentwicklung an evangelischen Schulen in einer Kultur der Digitalität“ weist diese auf komplexe wechselseitige Verflechtungen von religiöser und digitaler Kultur auf unterschiedlichen Ebenen hin. Ausgehend von drei Impulsen aus der Initiative der Nordkirche „mein-reli.de“ entfaltet sie eine Ausdifferenzierung und wechselseitige Erhellung in Form folgender Gegensatzpaare: 1. Paradies und Apokalypse: Religionsaffine Strukturen des Internets und Herausforderungen für die christliche Rede von Gott. 2. Suchen und Berühren: Religionshermeneutische Erkundungen im Internet und deren Impulse für religiöse Bildung. 3. Religiöse Singularitäten und neue Vergemeinschaftungsformen: Religiöse Kommunikation im Internet und Fragen der Profilentwicklung. In der Erschließung dieser Zugänge denkt sie verschiedene strukturelle Grundspannungen implizit mit bzw. ruft sie diese explizit auf, die je nach Positionierung wichtige Aspekte in der Profilierung evangelischer Schulen darstellen: Freiheitsgewinne versus Freiheitsverluste; Menschenwürde versus Entwürdigungsmechanismen; Grenzbewusstsein versus Entgrenzungserfahrungen sowie Pluralität versus Vereindeutigung der Welt. Abschließend plädiert sie mit Nachdruck für die Arbeit am Wahrheitsbewusstsein, das zwischen Fakt, Fake und Fiction unterscheiden muss, und setzt auf die Kraft der Imagination.

In der Diskussion geht es um den Religionsbegriff, Kritik an mangelnder Selbstdistanz, das Verhältnis von Diskurs und Praxis, Offenheit des digitalen Raums, passagere Kommunikation, Unsichtbarkeit als Tod im Netz, Suchen und Gefundenwerden, Authentizität und Inszenierung, Subjektsein und aufklärerisches Element.

 

Im dritten Vortrag von Prof. Dr. Roland Rosenstock von der Universität Greifswald mit dem Titel „Medienethische Perspektiven der Digitalität“ wird die These vertreten, dass es bei der Medienethik nicht allein um eine kritische Reflexion der eigenen Mediennutzung geht, als eine weitere digitale Kompetenz, sondern um die Frage nach dem gelingenden Leben: „Wie wollen wir in einer digitalen Lebenswelt leben?“. Der Vortragende gibt einen Einblick in die gegenwärtige medienethische Diskussion: Im Blick auf die Herausforderungen Evangelischer Schulen verweist er auf den Ansatz einer Kindermedienethik bei der Tübinger Philosophin Ingrid Stapf, die sich mit dem Recht von Kindern auf Medien und partizipatives Medienhandeln befasst. In der normativen Vermittlung von „10 Geboten der Digitalen Ethik“ bestehe eine zu große Differenz zur Lebenswelt der Kinder und Jugendlichen. Im Rahmen der theologischen Begründung einer Ethik der Social Media knüpft Rosenstock an den Berliner Theologen Florian Höhne an, der die Visionen von guten Leben aus einer eschatologischen Grundlegung gewinnt.

Im Anschluss an die Frage, welche Aufgabe der schulischen Bildung in einer gestuften Verantwortungsethik zufällt, schlägt Rosenstock – am Beispiel des Orientierungsrahmen der Evangelischen Schulen der Landeskirche Sachsen – vor, die Handlungsfelder der „Heterogenität und Persönlichkeitsbildung“, „religiösen Kompetenz“, „Schulentwicklung“ und „Gelebte Diakonie“ um die medienethischen Perspektiven der Digitalität zu erweitern.

In der Diskussion geht es um den Begriff „Management“, Bildung als Handlungsfähigkeit, Ästhetik und Ethik, Evangelisches Profil und Reformpädagogik, Visionen des guten Lebens sowie um den Sinn für das Mögliche und Unfertige.

 

Im vierten Vortrag von Simon Luthe von der Universität Würzburg mit dem Titel „Interreligiöse Segensräume in Virtual und Artificial Reality Installationen. Ein Experiment auch für evangelische Schulen“ stellt der Vortragende mit anschaulichen Prototyp-Beispielen Religionserschließung durch Religionsproduktivität vor. Segen sei eine anthropologische Konstante jenseits der Religionen und deshalb gut geeignet für interreligiöse Bildungsprozesse. In der Diskussion geht es um Segensbilder von Schülerinnen und Schülern, den passiven Bildungsbegriff bei Meister Eckhart, religiöse Praxis, konfliktreichen Segen, Input des Algorithmus, Maschine Learning und Unverfügbarkeit.

 

Barbara-Schadeberg-Vorlesungen 2019 in Münster

Berichte zu früheren Veranstaltungen finden Sie im → Archiv.

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